Selten treffen so viele Skeptiker aus aller Welt an einem Wochenende zusammen, wie beim World Skeptic Congress der von der GWUP von 18. bis 20. Mai in Berlin organisiert wurde. Ich hatte die große Ehre beim Publikumstag und beim ersten Tag des World Skeptics Congress dabei zu sein und möchte natürlich meine Eindrücke nicht vorenthalten.
Eine Aktivistin von gottlos.at berichtet aus Berlin
Nicht jedem ist auf Anhieb klar, was Skeptiker eigentlich tun und wozu es sie gibt. Dass Skeptiker keine nerdigen Langweiler sind, durften sie am am 17. Mai im Rahmen des Publikumstages beweisen.
Eine amüsante und leicht verständliche Einleitung des Publikumstages lieferte Kathrin Goldammer. Sie machte dem Publikum verständlich, wer oder was Skeptiker eigentlich sind und erklärte die Notwendigkeit skeptischen Denkens indem sie dem Publikum verschiedene im Internet erhältliche esoterische Produkte vorstellte:
Zum Beispiel lernten wir die Genmanipulationsaufhebungsmatte kennen: „MEDEA 7 GENOMA (Standard): Wenn Genmanipulation Sie stört“
Diese Platte schützt ängstliche Menschen vor den täglichen Risiken die die Nahrungsaufnahme mit sich bringt.
„Nach unserer Überzeugung ergibt die Programmierung ein feinstoffliches Schwingungsfeld, das die Platte wie eine Art Glocke umgibt (…) Die Anwender benutzen die GENOMA, um genmani-pulierte Bestandteile in Nahrungsmitteln informatorisch zu isolieren.“
… Man muss sein Essen also nur für eine Minute drauf legen, und schon ist die böse Genmanipulation einfach weg.
Wem das nicht genügt, der kann den MEDEA 7 ABARIS Handpfeil benutzen um sein Essen von Mikrowellen und dem Elektrosmog aus dem Kühlschrank zu befreien.
„Unserer Meinung nach – die sich nicht mit der Schulwissenschaft deckt – können Sie hierdurch negative feinstoffliche Schwingungsfelder von Nahrungsmitteln und Getränken beeinflussen und vorübergehend auch die Auswirkungen von Elektrosmog, Wasseradern, Erdverwerfungen und Erdstrahlen.“
… Ein wahres Wundertalent also, ohne das man nie das Haus verlassen sollte.
Bernd Harder und Florian Freistätter erzählten dem Publikum danach, warum 2012 die Welt nicht untergehen wird und inwiefern die Panik rund um den Weltuntergang überhaupt mit der Kultur der Maya zu tun hat. Beispiele wie Axe 2012 – Final Edition: Have a happy end of the world wurden herangezogen um dem Publikum zu zeigen, wie unsinnig die Geldmache mit dem Hype rund um den Weltuntergang sein kann.
In seiner skeptischen Zaubershow stellte danach der Pädagoge und Zauberer Wolfgang Hund unter anderem die Frage, wieso, wenn es psychokinetische Kräfte wirklich gibt, diese Leute dann ihre Talente mit albernen Banalitäten wie dem verbiegen von Besteck verbringen. Was ihn natürlich nicht davon abhielt, uns viele eindrucksvolle Zaubertricks vorzuführen.
Massimo Polidoro führte das Publikum im Anschluss durch die Welt der Verschwörungstheorien. Sein Vortrag „Paul McCartney is dead“ zeigte verschiedene in Bildern (u.a. Platten-Covers), Songtexten und Konzertaufnahmen „versteckte“ Hinweise auf den angeblichen Tod von Paul McCartney, der nach Meinung diverser Verschwörungstheoretiker 1966 durch einen Doppelgänger ersetzt wurde. Er widerlegte danach nicht nur auf unterhaltsame Art und Weise viele dieser angeblichen Beweise (so murmelt z.B. John Lennon am Ende des Songs Strawberry Fields Forever nicht „I buried Paul“ sondern ganz einfach „Cranberry Sauce“) sondern zeigte auch wie man, wenn man nur genau und kreativ genug danach sucht, überall diverse „Beweise“ für alle möglichen Verschwörungen gefunden werden können.
Der Gitarrist und Sänger Kenny Stanger unterhielt das Publikum, begleitet von Rachel von Hindman und einer zweiten Sängerin, mit seinen Songs „Darwins dangerous idea“ und „Homeopathic Remedy“.
Mark Benecke erläuterte danach in seinem Vortrag, warum kindliche Neugierde und eine von falschen Grundannahmen befreite Wahrnehmung der Schlüssel zum erfolgreichen skeptischen Denken sind. Er zeigte wie selbsternannte Hellseher manchmal einzelne Details richtig erraten und dass die eigene selektive Wahrnehmung dazu führt, dass man sich auf das eine zufällig richtig erratene Detail konzentriert statt auf die vielen anderen Details bei denen der Hellseher völlig im Dunklen tappte.
Das Fazit des Publikumstages: Ein bunter, abwechslungsreicher, lehrreicher Tag der dem Publikum hoffentlich das Phänomen „Skeptiker“ näher brachte und beleuchtete wie Skeptiker denken, warum sie Dinge hinterfragen, und welchen Sinn das ganze eigentlich hat.