Unsere Ziele

Das Ziel des Vereins evo ist eine säkulare, auf Wissenschaftlichkeit begründete und egalitäre Gesellschaft. Wir verfolgen dabei einen evolutionären Ansatz, vertreten ein positives humanistisches Menschenbild und machen uns für Rationalität und Empathie als Grundlage von Ethik und Politik stark.

In Österreich sind säkulare, prowissenschaftliche Positionen in öffentlichen Diskursen unterrepräsentiert. Über 70 % der Bevölkerung sind Mitglied einer religiösen Organisation, relevante Bevölkerungsanteile glauben unabhängig von ihrer Konfession an Astrologie, Homöopathie oder andere pseudowissenschaftliche Praktiken. Die Pseudomedizinszene boomt. Die Förderung von Bildung und Wissenschaft ist daher ein zentraler Aspekt unserer Agenda. Auch im Kontext des weltweiten Erstarkens totalitärer religiöser Strömungen ist unsere Arbeit kein Randthema.

Rationalität und Wissenschaftlichkeit

Rationales Handeln bedeutet zunächst einmal nur, dass aus gesetzten Handlungen die gewünschten Folgen resultieren. Viel Bier zu trinken um die Gesundheit zu fördern ist irrational; es im Bewusstsein seiner möglicherweise negativen Folgen, aus Freude am Biertrinken zu tun, kann rational sein. Erst im Zusammenspiel zwischen Zielsetzung, Handlung und erwarteter Folge der Handlung, die mit der Zielsetzung korrespondiert, entsteht rationales Verhalten.

In esoterischen oder religiösen Weltanschauungen liegt hier das Problem: Die Absichten sind nicht immer schlecht, es wird aber keine sinnvolle Methode zur Untersuchung der Beziehung zwischen Handlung und Folge angewandt. In der Regel darf, aufgrund des dogmatischen Charakters überhaupt keine Reflexion stattfinden. Der Misserfolg wird dann relativiert oder es wird ein Schuldiger für das Scheitern der angeblich unfehlbaren Methode gesucht. In der Pseudomedizin sind die Schuldigen nicht selten die PatientInnen selbst.

Was erstrebenswerte Ziele des Handelns sind, definiert die Ethik und in der Umsetzung auf gesellschaftlicher Ebene die Politik. Um feststellen zu können, welche Folgen eine Handlung hat, brauchen wir die Wissenschaft. In der Praxis ergibt sich hier ein Widerspruch zu den irrationalen Modellen von Pseudowissenschaft, Religion und Esoterik. Eine Unterscheidung zwischen diesen Formen des Irrationalismus ist auf dieser Ebene weder sinnvoll noch möglich. Alle irrationalen Modelle liefern für die Beantwortung von Fragen über die reale Welt keine brauchbaren Ergebnisse. Aus unserem wissenschaftlich-rationalen Anspruch ergibt sich somit eine allgemeine Kritik der Pseudowissenschaften und der Religion.

Anders als häufig behauptet, behandeln Wissenschaft und Religion keine unterschiedlichen Felder sondern treffen Aussagen über dieselben Phänomene. Die Frage nach der Entwicklung des Menschen durch Schöpfung oder Evolution ist ein klassisches Beispiel. Die Wissenschaft ist auch im Hinblick auf ihre Methoden ein dynamisches System und hat sich bei der Beantwortung solcher Fragen bewährt. Wo im wissenschaftlichen Diskurs Argumente zulässig und Veränderung möglich sind, sind religiöse Dogmen festgeschrieben und bemüht, sich gegen Kritik zu immunisieren.

Die Glaubensinhalte vieler dogmatischer Denksysteme stehen nicht nur im Widerspruch zu wissenschaftlichen Erkenntnissen sondern haben auch ein Menschenbild zur Folge, das kritisiert werden muss. Statt den Menschen in den Mittelpunkt ethischer Betrachtung zu stellen, wird er zum Befehlsempfänger höherer Mächte erklärt. Mit einem emanzipativen, auf die Freiheit des Einzelnen ausgerichteten Verständnis ist das unvereinbar.

Wir setzen uns aus diesen Gründen für eine Stärkung der Wissenschaft in der Gesellschaft ein.

Demokratie und Egalität

Evo versteht sich als Verein mit egalitären Grundsätzen und bezieht folglich gegen rassistische, sexistische und homophobe Diskriminierung Stellung. Demokratie, also die Kontrolle der an der Gesellschaft beteiligten Menschen über gesellschaftliche Prozesse einerseits und Egalität, also der tatsächliche gleichberechtigte und uneingeschränkte Zugang aller Menschen zur Teilhabe an der Gesellschaft sind Grundlage unserer politischen Positionierung. Die Erklärung der Menschenrechte betrachten wir in diesem Kontext als wesentliches Dokument.

Über diesen Grundkonsens hinaus sind wir offen für Menschen unterschiedlicher Ansichten und streben in Bereichen in denen unsere Arbeit in politischen Forderungen mündet (z.B. Recht auf Schwangerschaftsabbruch, Widerstand gegen autoritäre Regime) die Zusammenarbeit mit Personen und Gruppen an, die diese Themen bearbeiten und unseren politischen Grundkonsens teilen.

Die Förderung und Entwicklung feministischer Standpunkte zu Religion ist in Anbetracht der extrem frauenfeindlichen Positionen der meisten religiösen Ideologien wesentlich. Nicht zuletzt wird, durch Glaubensinhalte begründet, die Unterordnung von Frauen eingefordert und Gewalt gerechtfertigt.

Religion, Kirche und Staat

Aus unserem wissenschaftlich-rationalen Anspruch folgt eine allgemeine Religionskritik die nicht institutionalisierte religiöse Praktiken sowie dogmatische politische Konzeptionen mit einschließt. In Verbindung mit unseren gesellschaftspolitischen Grundsätzen muss das Wirken einzelner Organisationen wie der katholischen Kirche aber im Speziellen kritisiert werden. Zwar ist auch das von Fabelwesen bevölkerte Pantheon der katholischen Kirche einer rationalen Kritik zu unterziehen, das Hauptaugenmerk liegt im Umgang mit der Kirche aber auf der gesellschaftlichen Dimension. Themen wie die Vertuschung von Gewalt oder die Diskriminierung von Homosexuellen stehen im Vordergrund.

Laizismus, also die Trennung von Staat und Kirche, ist ein wichtiges Ziel von evo. Wir fordern hier insbesondere die Abschaffung aller finanziellen und strukturellen Privilegien der Religionsgemeinschaften (inkl. des Konkordats) und die Abschaffung gesetzlicher Kritikverbote durch Blasphemieparagraphen wie den § 188 StGB „Herabwürdigung religiöser Lehren“ sowie die Abschaffung des Religionsunterrichts. Im naturwissenschaftlichen Unterricht sollte der aktuelle Stand der Forschung und insbesondere das Konzept wissenschaftlichen Erkenntnisgewinns als solches vermittelt werden.

Es gibt viel zu tun

Der Verein evo arbeitet seit 2011 unter verschiedenen Namen in Wien. Wir treffen uns regelmäßig um über Themen aus unserem Arbeitsbereich zu diskutieren und haben in den letzten Jahren zahlreiche Diskussionen und größere Vorträge organisiert. Themen waren unter anderem Homöopathie und Alternativmedizin, die Ideologie von Rudolf Steiner oder der Besuch des Dalai Lama in Wien. Wir haben das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien unterstützt und gegen christliche FundamentalistInnen demonstriert. Außerdem unterhalten wir Kontakte zu Gruppen im In- und Ausland, die ähnliche Themen bearbeiten. Wir konzentrieren uns also darauf unsere Themen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, AktivistInnen zu vernetzen und Interessierten eine Anlaufstelle für ihre Ideen und Projekte zu bieten.

6 Antworten zu Unsere Ziele

  1. Bravo!
    Ich finde es sehr gut, dass Ihre Euch (nach Gottlos) nun anders und im Namen positiv (und nicht gegen etwas) aufgestellt habt.
    Gratuliere! Ich arbeite gerne mit würde auch Euch bitten sich mit anderen humanistischen, freidenkerischen, evolutionären und vernünftigen Gruppen und Vereinen vernetzt.
    Sepp Rothwangl

  2. Jakob sagt:

    Ich möchte mich mit euch treffen und mitdiskutieren. Ich bin (noch) jung und frage mich, ob ihr recht habt.

  3. Joel sagt:

    Findet das Treffen heute Abend statt? Wie viele Teilnehmer sind denn da normalerweise dabei und wie ist der Altersdurchschnitt? Sind auch Studenten (bin Mitte 20) willkommen?

  4. Adelgunde sagt:

    Glorifying leaving islam, liberation of „hijabis“ by white man (or women); where do we see glorification of being liberated from christianity?

    When do you discuss the background of atheists like Richard Dawkins who is from a family that made a fortune in slave trade, and the proximity of atheism to islamophobia

    Why don’t you question ppl like Mina Ahadi or Hamed Abdelsamad who are used by right wing politicians, as figleaf for their xenophobia?

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